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Karwoche Dienstag

Verraten

Meine Beine zittern leicht. Mein Herz schlägt schnell. Adrenalin durchströmt meinen Körper. Zusammengekauert sitze ich hinter dem großen Baum an der Seite des Hauses. Vorsichtig linse ich um die Ecke und ziehe meinen Kopf schnell zurück.

Puh, das war knapp. Mein Schulfreund hat mich nicht gesehen.

Auf einmal höre ich schnelle Schritte. Zwei Beinpaare liefern sich ein Rennen. „Frei!“, ruft meine beste Freundin. Aha, sie hat es also geschafft. Dann höre ich ihn meinen Namen rufen und ein „Du bist abgeschlagen, ich hab dich.“

Wie kann das sein? Er hat mich doch bisher nicht entdeckt.

Ob meine beste Freundin ihm mein Versteck verraten hat? Das würde sie doch nicht tun – oder? Aber wie soll er es sonst herausgefunden haben. Doch, es muss so gewesen sein.

Richtig wütend stapfe ich auf den Hof. „Das ist unfair! So macht das keinen Spaß!“, schimpfe ich. Und an meine beste Freundin gewandt sage ich: „Ich dachte, wir halten zusammen.“

Verraten werden. Vertrauensbruch. Beim Verstecken mit Freischlagen, im Garten Gethsemane: Jesus hatte sich mit seinen Jüngern zum Beten in den Garten Gethsemane zurückgezogen, als eine bewaffnete Gruppe kam, um ihn zu verhaften. Sein Freund Judas hatte ihn an die führenden Priester verraten.

Verraten durch eine Freundin, durch einen Freund. Ein Spiel in meiner Kindheit, ein Wendepunkt in Jesu Leben. Ich hatte es nicht erwartet, mich hat es enttäuscht. Für Jesus kam dieser Verrat nicht überraschend, aber tut er deshalb weniger weh?

– Janina Reichelt • Vikarin in Peine