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Invokavit

Von Hape und Hoppe

„Pilgern nennen die Christen das", lache ich, als eine Kollegin mich fragt, ob ich in den Ferien wieder wandern war.
„Ach ja, du gehst pilgern. Klar. Und – wie wars?", fragt sie weiter.
Ehrlich gesagt eine schwierige Frage.
Acht Tage war ich unterwegs. Ich ging von Loccum über Stadthagen durch den Wald nach Rehren, an meinem Elternhaus vorbei bis nach Fischbeck. Nach einer kurzen Etappe aß ich in Hameln zwischen den Fachwerkhäusern auf dem Marktplatz ein Spagettieis und übernachtete in Grohnde direkt an der Weser im Fährhaus. Bei Bodenwerder verdrehte ich mir auf nassen Blättern leicht das Knie. Und in Kirchbrak erklomm den Turm auf dem Ebersnacken nicht. Ich konnte nicht mehr.

Ich hatte dieses Hape Kerkeling Erlebnis gewollt. Ich wollte Menschen kennenlernen, mit denen ich ein Stück des Weges zusammen gehen konnte, und wollte singen, wenn ich den Weg nicht finde.

Nunja. Nahezu jeden Tag habe ich mich mal mehr, mal weniger verlaufen und so manchen Umweg gemacht. Gesungen habe ich – und es war mir hoch-notpeinlich, als mir ein älteres Ehepaar auf dem Wanderweg entgegenkam.

Und ich habe original niemanden getroffen, mit dem ich ein Stück Weg zusammen gehen konnte. Niemand war zu den selben Zeiten unterwegs wie ich und in den Gästebüchern der Herbergen las ich von fröhlichen Gruppen, die just eine Nacht vor mir da waren.
Meine Reise endete im Kloster Amelungsborn. Es regnete kleine Hunde und als niemand die Tür an der Pforte öffnete, brach es aus mir heraus. Ich schleppte mich auf eine Bank und weinte.

Am Ende sitze ich hier auf dieser Bank, gucke durch den Regen in den Klostergarten und spüre meine schweren Beine.

Jeden Schritt bist du mitgegangen, Gott.

Meine Kollegin guckt mich immer noch fragend an. „Ja, wie war’s denn nun?" Ich antworte ehrlich: „Durchwachsen – und nächstes Jahr geht’s an der Stelle weiter."

– Caroline Hoppe • Vikarin in Verden