Langsam fällt die Träne, ganz heimlich, still und leise. Ist sie noch so klein, zieht sie doch weite Kreise.
„Das macht Falten,“ sagte sie säuselnd-tadelnd. Es war ein tadelloser Tadel. Ihre Sprache verriet, obwohl dialektfrei, die schwäbische Herkunft. Beide, Arm in Arm, leise weinend. Die Augenbrauen hochziehend, als seien Tränen ein kostbares Gut. „Dafür ist es schon zu spät“, war seine ehrliche Antwort.
Ein Funke, kaum zu sehn, entfacht doch helle Flammen; und die im Dunkeln stehn, die sind im Hof zusammen.
Kein Licht von außen konnte die innere Kälte und Dunkelheit niederringen. Die Funken und Flammen im Innenhof erhellten nur das Gesicht. Sie machten eine todeswürdige Blässe sichtbar. Einer sagte: „Du warst doch auch mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen!“
Langsam fällt die Träne, ganz heimlich, still und leise. Ist sie noch so klein, zieht sie doch weite Kreise.
„Deine Sprache verrät dich,“ klang es im verschwörerischen Ton. „Gott soll mich strafen, wenn ich lüge! Ich kenne diesen Menschen nicht.“ Es erklang wie von Ferne, nicht wie von ihm selbst. Der Hahn krähte, der Morgen graute. Tränen suchten ihre Bahn, rollten in die bittere Realität. Es endete, was nicht enden sollte.
Ein Funke kaum zu sehn, entfacht doch helle Flammen; und die im Dunkeln stehn, die sind im Hof zusammen.
Mit dem fehlenden Körper kam die Kälte, von außen wie von innen. Es erklang ein weinendes „mach’s gut“, was nicht gut klang und den Ton eines „bleib doch“ hatte. Ein Licht durchschnitt die Dunkelheit. Denn ein Bewegungsmelder meldete eine Bewegung, wo nichts zu melden war. Noch einmal blickten blaue und grüne Augen aufeinander, ineinander. Dann ging auseinander, was nicht auseinandergehen sollte.
Gottes Liebe nimmt dich an. Du brauchst dich nicht allein zu mühn, denn seine Liebe kann, in deinem Leben Kreise ziehn.
– Hendrik Hundertmark • Vikar in Engelbostel-Schulenburg –